10 September, 2010

Muslimische Glaubensstärkung

Wenn man sich heute die Leserbriefe in der Al-Ahram zur Absage der Koranverbrennung durchliest, dann stellt man fest, dass nicht wenige diese Absage als Gottesurteil auffassen:

Der Leserbrief von Nabil Hamam beginnt: (إرادة الله فوق كل شيئ) "Der Wille Gottes steht über allem." Terry Jones hat dem Islam durch seine unbedacht geplante Provokation Muslimen eine Glaubensbestätigung geliefert.

Zu diesem Thema hatte ich der FAZ am 8.9. folgendes geschrieben, dass (bisher) nicht veröffentlich würde:

Den Koran zu verbrennen, bedeutet die verwundbarste Stelle des Islam zu treffen, nämlich ihr göttliches "Hörbuch", das die Stimme Gottes ins Diesseits holt, eine Ikone (A. Schimmel). Harry A. Wolfson spricht von der Inlibration, der Buchwerdung Gottes. Ich habe die daraus resultierende Hochachtung vor diesem Buch über viele Jahre, die ich im Mittleren Osten gelebt habe, gespürt, gelegentlich an unerwarteter Stelle, z.B. beim Einkaufen, als es darum ging das Gekaufte in eine Zeitung einwickeln zu lassen. Der Verkäufer achtete demonstrativ darauf, dass in dem Zeitungsartikel kein Koranvers abgedruckt ist, um den „edlen“ Koran nicht zu entehren. Allerdings teilen auch arabische Zeitungen das Schicksal aller Zeitungen: sie werden über kurz oder lang weggeworfen, vielleicht auch verbrannt. Es werden also nicht wenige Koranverse in den arabischen Zeitungen, deren Artikel oft den Islam zum Thema haben, vernichtet. Muslime könnten entspannter leben, wenn sie bei dieser Problematik zwischen dem Ur-Koran, der „wohlverwahrten Tafel“ (Sure 85,22) und dem gedruckten Exemplar, dem „mushaf“, konsequenter unterscheiden könnten.