30 Dezember, 2006

Iid al-Adha, das Opferfest, war heute Morgen erstaunlich still. Das lag erstens daran, dass hunderte von Schafen heute morgen in Assuan nicht schreien konnten, während ihre Kehle durchgeschnitten wurde und zum anderen war es relativ kalt, nämlich nachts deutlich unter 10°C. Die Ägypter - und nicht nur die - verhalten sich dann wie wechselwarme Kreaturen: man wartet auf die Sonne, die einen erwärmen würde, um endlich die Glieder bewegungsfähig werden zu lassen. Um halb 11 Uhr machten wir uns auf den Weg, um sämtlichen muslimischen Würdenträger in Assuan zum Fest zu gratulieren. Auf dem Weg dorthin sahen wir Opfertiere, die in Seitengassen transportiert wurden und einige Metzger, deren Galabiyyen durch das Blut der Tiere eine rosa Tönung angenommen hatten von denen einer Felle davontrug wie kleine Trophäen. Wenn man Glück oder Pech hatte, je nachdem wie man es nimmt, konnte man eine Schächtung beobachten: entweder im Treppenhaus einer der vielen Wohnblocks oder wie in unserem Fall in einem Garten ganz in der Nähe der sudanesischen Botschaft. Beim Gouverneur der Stadt angekommen, erfuhren wir ganz aktuell, dass Saddam Hussein heute früh morgens gehängt wurde. Endlich mal ein Gesprächsthema. Bei diesen Empfängen fällt es regelmäßig schwer ein Thema zu finden. Es gibt in der Regel zu wenig Zeit für ein Gespräch. Hier gab es nun aber eine Angelegenheit, um ein paar Statements loszuwerden. Der Gouverneur gab zu diesem Ereignis sein Bedauern zum Ausdruck, nicht weil der ehemalige Präsident des Irak das nicht verdient hätte oder weil er möglicherweise gegen die Todesstrafe wäre, sondern weil es der falsche Zeitpunkt war. Die Muslime im Land empfinden es als einen Affront diesen Mann an einem solchen Festtag „zu opfern“, wie man das nannte. Das wäre in etwa so, als würde man ein ähnliches Urteil an einem Christen an Karfreitag in Berlin vollstrecken.

12 Dezember, 2006

Trinität III

Wir haben gesagt, dass eine Realidentifikation von eins und drei nicht möglich ist. Dies mag dem einen oder anderen als ein derart schwierige Tatsache erscheinen, dass er allein auf Grund dieser Überlegung nicht mehr an der Aussage der Trinität festhalten möchte.

Bevor er das tut, muss man aber darauf hinweisen, dass eine Realidentifikation auch an anderen Stellen der realen Weltwirklichkeit nicht immer gegeben oder möglich ist.

Z.B. im Bereich der Physik: Wir erinnern uns vielleicht noch an unseren Chemieunterricht, als wir zur Struktur des Kohlenstoffatoms kamen und seine 4-Wertigkeit zu erklären versuchten. Wir entsinnen uns vielleicht noch an die Modelle mit den Styroporkegeln, die die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Elektronen sichtbar machen sollten, denn die Realidentifikation von Ort und Zeit sind bei den Elektronenbewegungen nicht möglich. Wir können Zeit und Ort eines Elektrons nicht gleichzeitig angeben. Genauso ist dies bei der Ontologie des Lichts. Wir beobachten gleichzeitig das Licht als Welle und Teilchen als zwei widersprechende Verhaltensweisen! Und immer noch suchen Wissenschaftler vergeblich nach der „Weltformel“ (Theory of everything, TOE) die endlich Mikrokosmos und Makrokosmos in einer Aussage vereint, nämlich u.a. Quantenphysik und Relativitätstheorie. Dabei erwartet im Grunde niemand die Realidentifikation in einer einzigen Formel - eine einzige plausible Theorie wäre schon ein großer Erfolg und selbst hier scheint es keine Lösung zu geben.

Wenn es schon bei den Phänomenen in der Schöpfung nicht gelingt formal-logische Klarheit zu erreichen, warum sollte dies beim Schöpfer selbst - wenn auch rein spekulativ - erreicht werden?

Wir fragen noch weiter:

Wie kann etwas so überaus komplexes wie das Universum aus etwas hervorgegangen sein, das jegliche Komplexität bereits im Ansatz entbehrt?

Wir mögen die Trinitätslehre fallen lassen, aber wir müssen uns dann ernsthaft fragen, was wir von einem Gott erwarten können, der etwas Zweites auf seiner Ebene nicht zulassen kann. Der Islam nennt das tafrīd (Zweitlosigkeitsglauben).

Wir Geschöpfe wollen aber doch im tiefsten auf die Ebene Gottes gelangen, eine Ebene mit Ewigkeitswert. Wir wollen nicht sterben, wie das auf unserer irdischen Ebene geschieht. Und wir wollen von der Ebene Gottes Göttliches hören – nicht Menschliches. Nicht umsonst haben Muslime dem Koran die Eigenschaft von „ungeschaffen“ und „ewig“ verliehen, weil es genau um diese Pointe geht. Dabei haben sie eine theologische Diskussion ins Rollen gebracht, die bis heute nicht gelöst ist, nämlich die Überlegung: wenn Gott einer ist, wer oder was ist dann das göttliche Wort, der Koran, als etwas Zweites daneben? Verschärft wird diese Frage noch durch die Aussage, das es den Koran als Umm al-kitāb im Himmel gibt und dies eine Anschauung neben Gott bewirkt. Dies ist genau genommen das Ende von tafrīd, tauīd (Eingottglaube) und tağrīd (Nurgottglaubens), jedenfalls dann, wenn wir so haarscharf an die Sache herangehen, wie die Theologie in der Trinitätsfrage.

Ich schließe hier mit einem Zitat von André Rittert:

“Dass Gott einer und nur dieser Eine ist, ist als theologische Aussage Kernbestand des christlichen Glaubensbekenntnisses. Damit ist zugleich gesagt, dass Gott der Eine und Einzige ist, dem sich jeder und alles verdankt; ja, mehr noch: er ist nach christlichem Glauben und Verstehen für alle der Eine und Einzige, weil wir es überhaupt nur dann mit Gott zu tun haben. Doch auch dies ist damit ausgesagt: Gottes Einheit ist nach christlichem Bekenntnis etwas anderes als bloße Einsheit oder als strukturlose Einzelheit oder abstrakte Einzigkeit. Gottes Sein ist in sich selbst differenziert und eine zur Welt sich korrelativ verhaltene Einheit und nur auf diese Weise auslegbar und aussagbar.” (Der Monotheismus als ökumenisches Problem, S. 223).

Fortsetzung folgt

06 November, 2006

Beim gemeinsamen Lesen in der Bibel mit unseren ägyptischen Mitarbeitern ist mir wiederholt aufgefallen, dass zwischen den Texten der arabischen Bibel in der Übersetzung von Smith/van Dyke und unsere Lutherübersetzung immer wieder Unterschiede im Text zum Vorschein kommen. Eine kleine Diskussion entstand beim sogenannten „Comma Johanneum“ im 1. Johannesbrief 5,7-8 das im arabischen Text (immer noch) erscheint. Dort lautet der Text: „Denn drei sind es, die Zeugnis geben: [im Himmel der Vater, der Logos und der Heilige Geist, und diese drei sind eins; und drei bezeugen auf Erden:] der Geist, das Wasser und das Blut.“

Wie kommt es aber nun zu dem Unterschied in den arabischen Übersetzungen? Am 11. Februar 1848 wurde die Übersetzung der heutigen arabischen Standartbibel von der Amerikanischen Bibelgesellschaft (American Bible Society) und der Syrischen Mission (Syria Mission) durch die Übersetzer Dr. Eli Smith († 3.4.1857), Butrus al-Bustani und Cornelius Van Alan Van Dyke, M.D. (1818-1888) in Auftrag gegeben.
Am 22. August 1864 wurde die Übersetzung fertig gestellt und konnte am 10. März 1865 gedruckt werden.

Was die NT-Übersetzung angeht, beruhte sie im wesentlichen auf dem Text der Londoner Polyglotte von Brian Walton 1655-57 und im besonderen auf der griechischen Textausgabe für das Neue Testament von August Hahn. Alle diese Ausgaben basieren wiederum stark auf dem Textus receptus von Erasmus von Rotterdam, der bekanntermaßen unter großer Eile seinen griechischen Grundtext am 1. März 1516 bei Froben in Basel zum ersten Mal in gedruckter Form veröffentlichte. Was das Comma Johanneum angeht gibt es sogar noch eine besondere Geschichte: Erasmus hatte sie in seinen ersten beiden Auflagen noch gar nicht aufgeführt, was schlicht und einfach daran lag, dass es keine griechische Handschrift gab, die diese beinhaltete. Weil sie aber in der Vulgata vorkommt, wurde er angehalten diesen Abschnitt mit aufzunehmen. Er gab das leichtfertige Versprechen: wenn nur eine Handschrift gefunden werde, dann würde er das Comma Johanneum einfügen. Daraufhin erhielt er von einem Franziskaner aus Oxford eine Handschrift speziell für diese Absicht hergestellt. Zu seinem Wort stehend, fügte Erasmus den Vers ein. Ganz allgemein stützte sich seine Ausgabe, die später als „Textus receptus“ in die Geschichte eingehen sollte, auf Teile des späten byzantinischen Reichstextes (Mehrheitstextes). Diese minderwertige Textausgabe sollte aber für Jahrzehnte alle späteren Auflagen griechischer Grundtexte bestimmen und damit auch fast alle Bibelübersetzungen der Neuzeit. Erst mit dem Erscheinen des Novum Testamentum graece von Eberhard Nestle wurde der schlechte Textus receptus und seine Nachfolger überwunden. Das war aber erst 1898. In unseren heutigen Lutherausgaben und Übersetzungen ist diese Erkenntnis eingearbeitet - nicht aber in die arabische Bibel, wie auch bei Schlatter 2000 und King James! Diese Ausgaben sind allesamt mittlerer Weile selbst zum Textus receptus geworden.

28 Oktober, 2006

Vom 18.10. - 26.10. hat uns Eva Lehmann aus Wiesbaden für unser Team, dass mit behinderten Kindern und deren Eltern arbeitet, an vier Abenden eine Einführung in die Thematik gegeben.

  1. Abend: Wie kommt es zu Behinderungen? Neu war mir, dass Behinderungen auch durch Stoffwechselstörungen entstehen können.
  2. Abend: Senso-motorische Entwicklung bei behinderten Kindern.
  3. Abend: Lernen durch Bewegung. (Bewegung ist die Basis allen Lernens)
  4. Abend: Unterstützte Kommunikation. Hier ging es um die Frage: Wie kann man neben dem Sprechen Bilder, Gesten und Gebärden einsetzen. Denn viele Kinder können hören und verstehen, aber trotzdem nicht sprechen.

23 Oktober, 2006

Trinität II

Am Anfang der Trinitätstheologie ging es um die Frage: Wer ist Jesus Christus im Verhältnis zu Gott, dem Vater. Wenn Gott einer ist und dieser eine Gott der Schöpfer ist, wer ist dann Jesus, der Dinge getan hat, die nur Gott zugestanden werden können, z.B.: Sünden zu vergeben? Auf dem Konzil von Nicäa wurde 325 n. Chr. unter der Leitung des Kaisers Konstantin die Aussage erkämpft: Jesus ist mit Gott wesensgleich.

Das ist eine Qualitätsaussage, die impliziert, dass Jesus zwar in menschlicher Gestalt, aber doch zugleich zu 100% als Gott wahrgenommen werden soll und nicht nur zu 99,99... %. Der Christ soll es gänzlich mit Gott selbst zu tun bekommen und niemals mit etwas Geringerem als diesem. Das ist die steile und zentrale Aussage dieser theologischen Lehraussage, die in dieser Welt immer wieder von innen und außen angefochten wird.

Muslime werfen mir im Gespräch oft vor, dass ich als Christ durch Jesus nur mit einem Mittler zu tun hätte, er aber als Muslim indessen vor Gott selbst stehe.

Dies ist natürlich sehr oberflächlich gedacht und diese These geht davon aus, das Jesus, wie sie sagen „nur“ Prophet sei. Gleichzeitig muss man aber den Muslim zurück fragen, was er denn damit meint, wenn er sagt, er stünde selbst vor Gott? Normalerweise meint er damit, dass er allein mit seinen Taten vor Gott verantwortlich ist. Er betont seine Verantwortung vor Gott, die er nicht delegieren kann und will. Das ist aber rein forensisch gedacht: er steht vor Gott als seinem Richter und Herrn, dem er ergeben sein soll und vor dem er recht handeln muss. Der Christ kennt Gott zwar auch als seinen Richter, aber viel mehr noch kennt er ihn als seinen Vater. Der Ausdruck Vater ist ein Beziehungsbegriff, der auf Gott angewendet bei Muslimen allerdings ein Gefühl des größten Unbehagens auslöst. Der Begriff Vater impliziert nämlich den Sohn und genau jene Sohnschaft darf es im Islam nicht geben. Gott ist der ganz Andere, der unteilbar Eine, von dem nichts ausgeht, wie es in Sure 112 deutlich zum Ausdruck kommt:

qul huwwa ahad.
allahu samad.
lam yalid wa lam yūlid
wa lam yakun lahu kufūan ahad.

Sprich: Er ist einer.
Gott ist samad*.
Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt
und nicht eines ist ihm gleich.

*(„ewig und solide“, keiner weiß, was es genau bedeutet.)


Es gibt im islamischen Gottesbild nichts Zweites neben Gott, dass gleichen Wesens mit ihm wäre, im Sinne einer Ebenbürtigkeit. Kein Zeugen und kein Gezeugt werden. Gott kann nicht mit dem Endlichen, dem nicht solide Göttlichen in eine wechselseitige Beziehung treten. Es gibt keinen Touchdown und noch weniger eine Inkarnation. Gott kann und darf sich nicht mit Innerweltlichem kontaminieren. „Allahu akbar!“ Gott ist [immer] größer. Nicht zuletzt von dieser Sure 112 leitet sich das ganze Konzept des radikalen Monotheismus ab. Gott ist absolutes Subjekt.


Und indem nun der Muslim sich diesem Subjekt Gottes ergibt, erfährt er Obhut. Denn es heißt: „Lā qūwa illā bil-llahi.” Es gibt keine Kraft außer in Gott (18,39). Ein Satz, der hier in Assuan und allgemein im Mittleren Osten auf vielen Dingen steht. Ich habe es gerade gestern wieder an einem Boot geschrieben gesehen. Was auch immer geschieht: Es ist immer Gottes Wille. An dieser Stelle gibt es dann auch keine Zweifel mehr. Der Mensch braucht nicht mehr zu grübeln. Im Ja sagen zu Gottes absolutem Subjektsein und absoluter Kraft, findet der Muslim Frieden, weil er auf die Seite Gottes weicht und in allem, was er dann noch erfährt, Gott in seinem Rücken glaubt. In Sure 18, 23 heißt es: „Und sprich von keiner Sache: »Siehe, ich will das morgen tun«, Es sei denn »So Gott will.« (inšā allah)“. Auch hier: Die Tatkräftigkeit des „Ich“ hängt gänzlich von Gott ab. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich am Beginn meiner Zeit im Mittleren Osten einen Taxifahrer bat, bei der nächsten Straße nach rechts abzubiegen und er unmittelbar antwortete: „inšā allah!“ und mich das damals sehr befremdete. Heute benutze ich diesen Satz selbst als Floskel mit dem man wunderbar vermeiden kann, verbindliche Zusagen treffen zu müssen. Diese überall anzutreffenden Verse gehören mit ihrem Inhalt des absoluten Willens Gottes zur zentralen Ästhetik im Mittleren Osten.


Der Koran kennt keine Klagepsalmen. Die Antwort auf die Widerfahrnisse dieser Welt werden Gott und seinem Willen anheim gestellt. „Und ob ich verzweifelte, was geht es mich an?“, so oder so ähnlich könnte es der Muslim mit Günter Anders sagen. In dieser Konsequenz ist Gott das Subjekt - nicht mehr der Mensch!

Dies wird an einem Beispiel aus dem Sufismus sehr schön anschaulich, dem mystischen Zweig des Islam. Das Ziel des islamischen Mystiker ist es in Gott zu „entwerden“, d.h. im Grunde in Gott aufzugehen, mit ihm zu verschmelzen, sich mit ihm zu vereinen. Der berühmte Mystiker Al-Halāj (hingerichtet 922) sagte auf diesem Hintergrund: „Ana-l-haqq“. Ich bin die Wahrheit (Gott). Dies spricht nun nicht er – wie das von seinen Gegnern falsch aufgefasst wurde - , sondern dies spricht Gott durch ihn, den Gott-Entwordenen, als performativer Akt Gottes. Hier wird deutlich, dass in letzter Konsequenz das Subjektsein des Menschen im islamischen Denken in seiner Tiefe zweifelhaft bleibt, wenn es sich auf Gott hin beziehen will.


Kommen wir zum orthodoxen Islam zurück. Sind die Gläubigen im Islam durch den absoluten Willen Gottes nicht zu seinem reinen Objekt geworden (Voluntarismus), die nur Frieden finden, wenn sie sich in dieses Konzept ergeben? Nun wird aber kein Muslim bestreiten wollen, dass er sich nicht irgendwie auch als Subjekt erlebt. Daher formulierten die Theologen im Islam, dass das Subjektsein, z.B. im Aspekt des freien Willens, erst erworben (kasaba) werden muss. Ein Ausdruck der auch im Koran erscheint (2,79.286). Wie man sich das praktisch vorstellen soll, bleibt mir ein Rätsel, denn der Erwerb als Akt, setzt ja wiederum ein klares Subjektsein voraus. Hier fehlt mir die Anschauung.


Ich möchte damit sagen, dass das pure Eine (Gott im Islam) genauso problematisch sein kann wie das Dreieine. Das absolute Eine entfaltet seine Problematik im Bezug auf das Verhältnis zum Anderen, wenn dieses Andere selbst Subjektsein beansprucht und das Dreieine entfaltet seine Problematik in Bezug auf sich selbst, wenn dies arithmetisch durchleuchtet wird.


Aber, und nun kommen wir zu einer ersten Pointe der Trinität: Das Dreieine entfaltet eine unglaubliche Integrations- und Beziehungskraft in Bezug auf das Verhältnis zum Anderen und jeglichem Zweiten, also auch zu unserem Menschsein (und nicht zuletzt auch zu unserem gebrochenen Menschsein!)


Will sagen: Ein Gott der für uns Menschen in alle Ewigkeit eine wechselseitiges Gegenüber sein will, muss plurale Momente einschließen können (trinitarisch sein), wenn dieser Gott zu uns Menschen als beziehungsfähig gedacht werden soll und nicht als Gott in bewusster Unfruchtbarkeit für alle Ewigkeit als beziehungslose, unerreichbare Einsheit überdauern will.


Fortsetzung folgt

14 Oktober, 2006

Mein ägyptischer Kollege Viktor rief mich heute Morgen um 7.25 Uhr an und sagte mir das wir zur Trauerfeier von Abuna Joakiim müssen. Er sei gestern Abend gestorben. Ich war total überrascht, weil ich ihn am koptischen Weihnachtsfest noch begrüßt hatte und er erst Anfang 50 gewesen sein muss. In der Assuaner Marienkirche war menschlich gesehen eigentlich kein Platz mehr. Aber Victor verstand es, durch die Masse von Menschen einen Weg zu bahnen, der bis in den Bereich zwischen die beiden Lesepulte hinter die Kanzel noch vor die Altarschranken führte, dort, wo der offene Sarg stand und ich direkt neben dem Liturgen zum stehen kam, unmittelbar vor dem Sarg. Ich hätte mitlesen können, wenn ich Koptisch verstanden hätte. Vor dem Sarg stand eine Schale mit Weihrauchharz und es lag dort eine Bildkarte vom auferstandenen Christus, das letztes Ostern an alle Gläubigen verteilt wurde. Nach einigen Minuten wurden wir dann zu den wenigen Sitzbänken auf der Kanzelseite geführt. Dort hörten wir uns noch etwa eine halbe Stunde die Liturgie an. Zeit das Straußenei über dem Eingang zum Altarbereich und die ausgezogenen Schuhe der Diakone unter der Vorderbank zu betrachten. Bewegung kam in die Kirche, als der Sarg zugedeckelt wurde. Einige Männer weinten und die Frauen wurde sehr laut in ihrer Art zu klagen. Der Sarg wurde in den Altarbereich hinein und auch wieder hinausgeführt, wanderte die Außengänge entlang und wurde durch den Mittelgang dann nach draußen getragen. Es folgten die Priester, wir als Gäste, die Männer und am Schluss die Frauen. Der Trauerzug brauchte über eine Stunde, um zum Friedhof zu gelangen. Dort waren nur noch die Priester und die Männer, d.h. eine einzelne Frau hatte sich durch das Gestrüpp des Friedhofparks bis kurz vor das Grabhaus durchgearbeitet. Als der Sarg ankam gab es viel Gedränge. Für die jungen Männer war es eine Ehre den Sarg zu tragen, also versuchten sich so viele wie möglich daran zu beteiligen. Als der Sarg in die Grabkammer hineingereicht war, stimmte ein Nichtpriester das Vaterunser an. Alle drehten sich in Richtung Osten und sprachen mit. Ein Priester sagte mit leiser Stimme etwas zu den Umherstehenden, was akustisch nur für wenige Leute verständlich war. Im Spalier verließen kurze Zeit später die Priester den Friedhof während die Männer den Priestern kondolierten. Abuna Qummus Joakiim starb an Hepatitis C.

11 Oktober, 2006

Im Blick auf die Behindertenarbeit hatten wir heute wieder eine Besprechung.


Feedback vom letzten Treffen:

  • Es war gut, dass sich die Eltern wieder sehen konnten.
  • Auch diesmal wieder die Aussage: „Es ist gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin.“

Wir haben nun für die kommende Zeit folgendes beschlossen:

  1. Kleinere Gruppen. Nicht mehr alle gleichzeitig einladen, außer zu einem Fest.
  2. Ein Nachmittagsgruppe von 5-7 Uhr
  3. Eine Vormittagsgruppe
  4. Ausbildung der Mitarbeiter

Neu zum Team hinzugekommen ist Amaal.

Am 20.10. gibt es ein Treffen mit Eva aus Deutschland. Sie arbeitet an einer Förderschule in Deutschland. Mit ihrer Hilfe wollen wir die weitere Schritte konkretisieren.

06 Oktober, 2006

Gestern hatten wir unser erstes Treffen nach dem Sommer zu dem wir unsere bekannten Familien eingeladen haben. In den letzten Monaten sind etliche neue Adressen hinzugekommen. Von den 40 Familien, die wir angerufen haben, sind genau 17 gekommen. So viel wie noch nie vorher. Drei bereits am Vormittag und 14 am Abend. Die Freude war groß sich wiederzusehen, denn viele kannten sich ja bereits von den vorherigen Treffen. Nach einer Zeit des Small-Talks wurde wieder mit den Kindern und den Müttern gesungen. Anschließend erzählten wir den Eltern was wir vorhaben. Unsere Idee bestand darin an drei Vormittagen ein Programm für 3-5 Kinder anzubieten. Wir wollten nun von den Eltern wissen, ob sie uns ihre Kinder tatsächlich bringen würden. Die Antwort war etwas überraschend: 4 Kinder, so einige Eltern, würde man am Vormittag bringen, 12 Kinder lieber am Abend und eine Mutter wollte erst ihren Mann fragen. Wir hatten gehofft, dass wir aus einem größeren Pool von Kindern diejenigen auswählen könnten, die für einen Start nicht gerade die schwersten Fälle sein würden. Aber mindestens ein solches problematisches Kind war unter diesen vier. Was das Projekt Halbtagsbetreuung angeht müssen wir also erst Mal neu überlegen. Etwas frustrierend war, dass Damiana, eine potenzielle Mitarbeiterin, nicht gekommen war, was wir eigentlich erwartet hatten. Gefreut haben wir uns über die deutliche Resonanz der Eltern. Für viele Mütter ist dieses Treffen eine große Ermutigung, z.B. für die Mutter von Amira. Sie kommt aus Tingar, einem kenzi-nubischen Dorf. Amira leidet an schweren Spastiken. In ihrem Alter von 7 Jahren gab es bisher nur eine therapeutische Phase von einem Monat. Sie bräuchte eigentlich dringend Hilfe. Und genau in dieser Begegnung merken wir, dass wir mit unseren Möglichkeiten völlig am Ende sind und wir uns eingestehen müssen, dass wir keine Experten sind und diese aber dringend bräuchten. Just, während ich an diesem Text arbeite rief die Mutter von Asma aus Abu Simbel an, um uns mitzuteilen, dass sie nun nach Assuan gezogen ist. Asma war immer ein Mädchen, dass wir uns gut in einer Halbtagsgruppe vorstellen könnten.

27 September, 2006

Trinität I

Als der Papst Benedikt XVI. am Dienstag, 12. September 2006 seine Rede zu dem Thema: Glaube, Vernunft und Universität hielt, war die Welt kurze Zeit später intensiv dabei, sich mit einem unglücklichen Zitat aus dieser Rede zu beschäftigen, das ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte. Dabei ging es dem Papst um die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft.

Der Papst zitiert Kaiser Manuel II. und dieser sagte außer dem umstrittenen Zitat noch folgendes:

„Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann...".

Der Papst fährt fort:

"Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. "

An dieser Stelle wurden einige Muslime ebenfalls sehr aufgebracht, weil sie den Sachverhalt doch eigentlich immer umgekehrt gesehen haben. Nicht Muslime sind unvernünftig, sondern die Christen, denn die glauben an einen dreieinen Gott und das sei doch absurd. Wir gehen weiter unten darauf ein. Aber hören wir weiter, was Benedikt sagt:

"Khoury zitiert dazu eine Arbeit des bekannten französischen Islamologen R. Arnaldez, der darauf hinweist, daß Ibn Hazn so weit gehe zu erklären, daß Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und daß nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er es wollte, müsse der Mensch auch Götzendienst treiben.

An dieser Stelle tut sich ein Scheideweg im Verständnis Gottes und so in der konkreten Verwirklichung von Religion auf, der uns heute ganz unmittelbar herausfordert. Ist es nur griechisch zu glauben, daß vernunftwidrig zu handeln dem Wesen Gottes zuwider ist, oder gilt das immer und in sich selbst? Ich denke, daß an dieser Stelle der tiefe Einklang zwischen dem, was im besten Sinn griechisch ist, und dem auf der Bibel gründenden Gottesglauben sichtbar wird. Den ersten Vers der Genesis, den ersten Vers der Heiligen Schrift überhaupt abwandelnd, hat Johannes den Prolog seines Evangeliums mit dem Wort eröffnet: Im Anfang war der Logos. Dies ist genau das Wort, das der Kaiser gebraucht: Gott handelt „σὺν λόγω”, mit Logos. Logos ist Vernunft und Wort zugleich – eine Vernunft, die schöpferisch ist und sich mitteilen kann, aber eben als Vernunft. Johannes hat uns damit das abschließende Wort des biblischen Gottesbegriffs geschenkt, in dem alle die oft mühsamen und verschlungenen Wege des biblischen Glaubens an ihr Ziel kommen und ihre Synthese finden. Im Anfang war der Logos, und der Logos ist Gott, so sagt uns der Evangelist. Das Zusammentreffen der biblischen Botschaft und des griechischen Denkens war kein Zufall. Die Vision des heiligen Paulus, dem sich die Wege in Asien verschlossen und der nächtens in einem Gesicht einen Mazedonier sah und ihn rufen hörte: Komm herüber und hilf uns (Apg 16, 6 – 10) – diese Vision darf als Verdichtung des von innen her nötigen Aufeinanderzugehens zwischen biblischem Glauben und griechischem Fragen gedeutet werden."

Genau an dieser Schnittstelle treffen wir auf die selbe Sachlage, was das Denken über die Dreieinigkeit Gottes angeht, denn der Begriff „Trinität“ ist ja kein biblischer Ausdruck. Das Wort kommt als solches nicht in der Bibel vor. Vielmehr ist es eine Vokabel, die aus der Begegnung mit dem Begriffsapparat griechischer Philosophie und seinen Fragestellungen erst entwickelt wurde. Das „Komm herüber“ aus Apg. 16 bedeutete ein Heraus aus einer jüdisch alttestamentlich semitisch geprägten Welt hinein in eine heidnisch griechische bzw. hellenistische Gesellschaft, eine Kultur mit anderen Fragen. Die Griechen fragten z.B. nach dem "Ding an sich". Zum ersten Mal gab es ontologische Fragen, also Fragen, die das tiefere Sein betreffen. Man fragte dahinter. Man ging dem Sein auf dem Grund. Was bis dahin den ersten Christen genügte, nämlich an Gott den Vater und Schöpfer zu glauben und an Jesus Christus, den Messias, seinen menschgewordenen Sohn und an den Heiligen Geist stellte niemand vor ontologische Probleme. Keiner fragte nach dem tieferen Wesen von Vater, Sohn und Geist und wie diese sich zueinander verhielten. Das wurde anders, als sich das Evangelium immer weiter in Richtung heidnisch-griechische Welt ausbreitete. Plötzlich war da also die Überlegung: Wenn Gott-Vater Gott ist und sein Sohn Gott ist und das auch für den Heiligen Geist gilt, dann sind dies doch drei Götter und wie verhält sich dieses dreimalige Gottsein nun zu seinem Einssein? Das ist die Grundfrage der Trinitätslehre.

Um es vorweg zu nehmen: Diese Frage lässt sich mit den Möglichkeiten der Logik nicht zufriedenstellend beantworten, und zwar aus dem Grund, weil es die Realidentifikation von eins und drei im Sinne von Quantität nicht geben kann. Insofern hätten die Muslime recht, wenn sie behaupten: die Dreieinigkeit sei absurd.

Aber, und das ist Muslimen oft nicht bewusst: Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität - auch wenn sich die Frage nach eins und drei zunächst ja unumstritten aufdrängt und auch besprochen werden muss.

Wenn aber, wie die Muslime sagen: Gott radikal einer ist, dann habe ich zwar eine saubere quantitative Aussage über Gott, die zunächst keine logischen Probleme impliziert, aber ich weiß dann noch nichts über seine Qualität und sein Wesen und erst recht weiß ich noch lange nichts darüber, wie sich dieses eine göttliche Wesen zu meinem menschlichen Sein verhält, denn genau hier liegt der große Unterschied zwischen Christentum und Islam. Im christlichen Gottesverständnis und seiner Offenbarung geht es um Gottes Selbstoffenbarung und Selbstmitteilung: Gott zeigt uns sein Gesicht in Jesus Christus.

Im Islam offenbart Gott primär seinen Willen und bleibt entschieden als der Eine in seinem Selbst unerreichbar und unvergleichlich in seiner Transzendenz zurück und entzieht sich damit all jenen Fragestellungen, die uns in der Trinitätstheologie und auch persönlich am meisten beschäftigen und betreffen: Wenn es Gott gibt, wie verhält er sich dann zu mir persönlich als Mensch? Und wie weit kann er dabei gehen, ohne sich selbst in seinem Gottsein zu gefährden, weil er sich als Gott auf mein Menschsein hin verhalten muss und gleichzeitig dabei uneingeschränkt ganz Gott bleiben will?

Fortsetzung folgt.

24 September, 2006

Als sich gestern Abend am orientalischen Nachthimmel ein Bruchteil der Mondsichel zeigte, war klar, dass heute der Fastenmonat Ramadan beginnen würde. Es ist schon fast Tradition, dass wir kurz vor dem Fastenbrechen die entvölkerte Niluferstraße nutzen, um ein Spaziergang oder Lauf zur Ramadankanone im Norden von Assuan zu machen. Zu Fuß braucht man 40 Minuten. Um 17.42 wurde die aus deutscher Fabrikation stammende Kanone von 1875 gezündet. Ein satter, lauter Knall und viel Rauch.

Aufgefallen war mir, dass es diesmal deutlich weniger Gemeinschaftsessen auf den Straßen gegeben hat als letztes Jahr, dabei dachte ich, wegen der Ereignisse durch das Zitat des Papstes in Regensburg würde vielleicht mehr Solidarität durch solche gemeinschaftlichen Essen demonstriert werden. In den Fernsehprogrammen gab es allerlei zum Thema Ramadan. Mehrere Ärzte-Interviews zum Thema Fasten, Kochsendungen, das Kinderprogramm „Mit den Propheten“, heute das Thema Schöpfung, ein Beitrag, der jetzt jeden Tag um ca. 17.15 gesendet wird, anschließend ein Wort zum Ramadan von Ali Guma´a, dem Sprecher der Al-Azhar Universität und viele Sendungen mehr wie Kinofilme und Serien der Kategorie „Lindenstraße“. Auch gab es eine Talkshow zum Thema „Mit mehr als einer verheiratet." Zu Gast ein Mann, der in 20 Jahren 17 Frauen geheiratet hatte - in dieser Zeit bis drei Frauen zur gleichen Zeit - und immer noch unglücklich ist und ein Mann mit seinen zwei Frauen in traditionellen schwarzen Kleidern, die wiederum alle ganz glücklich schienen.

Frohes Fest! - Kull sanna wa intu bikheer!

21 September, 2006

Die Behindertenarbeit hat mit dem heutigen Treffen einen ganz wichtigen positiven Impuls bekommen. Am Team Meeting teilgenommen haben Nahid, Amal, Teresa, Carmen, Gundula, Mona und ich. Wir haben uns gefragt: Wie kan es nun weitergehen und wie geht es den Kindern mit denen wir vor dem Sommer gearbeitet haben? Neben positiven Rückmeldungen mussten wir feststellen, dass manche Eltern nicht immer den Sinn von bestimmten Hilfsmitteln verstanden haben: Eine Schaukel wurde abgebaut und unser Therapie-Stuhl-Modell wurde von einem anderen Schreiner zu kopieren versucht. Aber anstatt ihn therapeutisch zu gestalten, wurde statt eines Sitzstuhles ein Liegestuhl gebaut. Wir merken, dass die Mütter oft überfordert sind. Darum kam uns die Idee bei uns eine Betreuung an drei Vormittagen für zunächst maximal 5 Kinder anzubieten. In dieser Zeit wollen wir versuchen, die Kinder so gut es geht und wir es können, zu fördern. Nahid, Teresa und Carmen sind bereit in die Arbeit einzusteigen. Wir sind keine Profis. Wir können es weder Kindergarten, noch Schule, noch Therapie nennen, aber von alle dem ist etwas enthalten und plötzlich fiel der Ausdruck. „Hilfe für Mütter“. Und damit sind wir beim nächsten Schritt: Am Donnerstag, den 5. Oktober, wollen wir mit den Eltern ins Gespräch kommen und fragen, was sie sich so vorstellen könnten.

08 September, 2006


Heute Morgen war ich wieder um 9.00 Uhr im Krankenhaus. Hängen geblieben bin ich bei David, einem 14-jähigen Jungen aus der Tschechischen Republik, der mit einem Appendixdurchbruch bei uns im Krankenhaus eingeliefert wurde und fast gestorben wäre. Sein Großvater ist bei ihm geblieben, während die Mutter und die gesamte Reisegruppe bereits wieder in Prag gelandet ist. Tschechen waren für mich Menschen, die meine Großeltern aus ihrer Sudetendeutschen Heimat vertrieben haben. Davids Vater ist zwar Tscheche, aber auch er hat unter den Folgen des Krieges gelitten, weil sein Vater Deutscher war, denn nur auf Grund seiner tschechischen Mutter konnte er in der Heimat bleiben - leider getrennt vom Vater. Davids Großvater ist Christ, ein frommer Katholik. Gestern bat er mich für seinen Enkel zu beten. Dem bin ich gerne nachgekommen und jetzt habe ich ein richtig positives Bild von den Menschen in der Tschechischen Republik.

04 September, 2006

Seit Donnerstag sind wir wieder in Ägypten. Interessant war der Flug von München nach Kairo. Vor uns saßen ein deutsches Ehepaar mit zwei kleinen Kindern. Das Interessante daran war, dass die Frau eine schwarze Burka trug, d.h. nichts war von ihr zu erkennen. Der Mann langbärtig und mit weißen Käppi auf den relativ langen Haaren. Alle anderen - ägyptischen Muslime - waren normal gekleidet. Ich hätte gerne mal mit ihm gesprochen, aber es ergab sich leider keine Gelegenheit. Abgeholt wurden sie in Kairo von einem anderen, bärtigen Deutschen. Wo kommt eigentlich der extreme Islam her? Aus Deutschland?

In Assuan viel mir auf, dass es unter den Ampeln jetzt Sekundenanzeiger mit großem Display angebracht wurden. Der Heranfahrende weiß jetzt immer wie lange rot oder grün ist. Wissen beruhigt.

Für Clara, unserer behinderte 6-jährige Tochter haben wir jetzt Bildkarten entwickelt, die ihren Tag strukturieren sollen. Auf den Karten sind bisher die Gesichter der neuen Mitarbeiter abgebildet, ihr Ställchen und ein Symbol für die Mahlzeiten. Etwas ähnliches haben wir im Behindertenzentrum Hephata in Treysa gesehen. Durch diese Karten wollen wir ihr eine Art Geländer für den Tag geben.

28 Juni, 2006

Am 15.Juni sind wieder in Deutschland gelandet und werden nun bis zum 31. August an verschiedenen Orten von unserer Arbeit und unserem Leben berichten.

5. Juli Bad Lauterberg (LKG)
9. Juli Herzberg (LKG)
20. Juli Marburg (Christus-Treff, Predigt)
30. Juli Wolfsburg-Stadtmission und Fallersleben (LKG)
6. August: Schleswig und Kiel
25. August Ohof (Niedersachsen)

Aber jetzt machen wir erstmal ein paar Tage Urlaub.