30 Dezember, 2006

Iid al-Adha, das Opferfest, war heute Morgen erstaunlich still. Das lag erstens daran, dass hunderte von Schafen heute morgen in Assuan nicht schreien konnten, während ihre Kehle durchgeschnitten wurde und zum anderen war es relativ kalt, nämlich nachts deutlich unter 10°C. Die Ägypter - und nicht nur die - verhalten sich dann wie wechselwarme Kreaturen: man wartet auf die Sonne, die einen erwärmen würde, um endlich die Glieder bewegungsfähig werden zu lassen. Um halb 11 Uhr machten wir uns auf den Weg, um sämtlichen muslimischen Würdenträger in Assuan zum Fest zu gratulieren. Auf dem Weg dorthin sahen wir Opfertiere, die in Seitengassen transportiert wurden und einige Metzger, deren Galabiyyen durch das Blut der Tiere eine rosa Tönung angenommen hatten von denen einer Felle davontrug wie kleine Trophäen. Wenn man Glück oder Pech hatte, je nachdem wie man es nimmt, konnte man eine Schächtung beobachten: entweder im Treppenhaus einer der vielen Wohnblocks oder wie in unserem Fall in einem Garten ganz in der Nähe der sudanesischen Botschaft. Beim Gouverneur der Stadt angekommen, erfuhren wir ganz aktuell, dass Saddam Hussein heute früh morgens gehängt wurde. Endlich mal ein Gesprächsthema. Bei diesen Empfängen fällt es regelmäßig schwer ein Thema zu finden. Es gibt in der Regel zu wenig Zeit für ein Gespräch. Hier gab es nun aber eine Angelegenheit, um ein paar Statements loszuwerden. Der Gouverneur gab zu diesem Ereignis sein Bedauern zum Ausdruck, nicht weil der ehemalige Präsident des Irak das nicht verdient hätte oder weil er möglicherweise gegen die Todesstrafe wäre, sondern weil es der falsche Zeitpunkt war. Die Muslime im Land empfinden es als einen Affront diesen Mann an einem solchen Festtag „zu opfern“, wie man das nannte. Das wäre in etwa so, als würde man ein ähnliches Urteil an einem Christen an Karfreitag in Berlin vollstrecken.

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