14 Oktober, 2006

Mein ägyptischer Kollege Viktor rief mich heute Morgen um 7.25 Uhr an und sagte mir das wir zur Trauerfeier von Abuna Joakiim müssen. Er sei gestern Abend gestorben. Ich war total überrascht, weil ich ihn am koptischen Weihnachtsfest noch begrüßt hatte und er erst Anfang 50 gewesen sein muss. In der Assuaner Marienkirche war menschlich gesehen eigentlich kein Platz mehr. Aber Victor verstand es, durch die Masse von Menschen einen Weg zu bahnen, der bis in den Bereich zwischen die beiden Lesepulte hinter die Kanzel noch vor die Altarschranken führte, dort, wo der offene Sarg stand und ich direkt neben dem Liturgen zum stehen kam, unmittelbar vor dem Sarg. Ich hätte mitlesen können, wenn ich Koptisch verstanden hätte. Vor dem Sarg stand eine Schale mit Weihrauchharz und es lag dort eine Bildkarte vom auferstandenen Christus, das letztes Ostern an alle Gläubigen verteilt wurde. Nach einigen Minuten wurden wir dann zu den wenigen Sitzbänken auf der Kanzelseite geführt. Dort hörten wir uns noch etwa eine halbe Stunde die Liturgie an. Zeit das Straußenei über dem Eingang zum Altarbereich und die ausgezogenen Schuhe der Diakone unter der Vorderbank zu betrachten. Bewegung kam in die Kirche, als der Sarg zugedeckelt wurde. Einige Männer weinten und die Frauen wurde sehr laut in ihrer Art zu klagen. Der Sarg wurde in den Altarbereich hinein und auch wieder hinausgeführt, wanderte die Außengänge entlang und wurde durch den Mittelgang dann nach draußen getragen. Es folgten die Priester, wir als Gäste, die Männer und am Schluss die Frauen. Der Trauerzug brauchte über eine Stunde, um zum Friedhof zu gelangen. Dort waren nur noch die Priester und die Männer, d.h. eine einzelne Frau hatte sich durch das Gestrüpp des Friedhofparks bis kurz vor das Grabhaus durchgearbeitet. Als der Sarg ankam gab es viel Gedränge. Für die jungen Männer war es eine Ehre den Sarg zu tragen, also versuchten sich so viele wie möglich daran zu beteiligen. Als der Sarg in die Grabkammer hineingereicht war, stimmte ein Nichtpriester das Vaterunser an. Alle drehten sich in Richtung Osten und sprachen mit. Ein Priester sagte mit leiser Stimme etwas zu den Umherstehenden, was akustisch nur für wenige Leute verständlich war. Im Spalier verließen kurze Zeit später die Priester den Friedhof während die Männer den Priestern kondolierten. Abuna Qummus Joakiim starb an Hepatitis C.

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