18 Februar, 2009

Parrhesia

Anmerkung zum Predigttext am Sonntag

Markus 8,32: „Und er redete das Wort frei und offen“ (καὶ παρρησίᾳ τὸν λόγον ἐλάλει). Was hier mit frei und offen wiedergeben wird, steckt in dem Wort: parrhesia. Es setzt sich zusammen aus den Teilen: "pas" (alles) und "rhema" (Rede) und meint die Fähigkeit frei zu sagen, was man denkt. Die alten Griechen haben das Wort so gebraucht.

Der Philosoph Michel Foucault beschreibt Parrhesia so:

"Genauer gesagt ist Parrhesia eine mündliche Handlung, in denen ein Sprecher seine persönliche Beziehung zur Wahrheit ausdrückt und dabei sein Leben riskiert, weil er die Wahrheit zu sagen als Pflicht erkennt, um damit Menschen zu fördern oder zu helfen (wie auch sich selbst). Durch Parrhesia gebraucht der Sprecher seine Freiheit und wählt Offenheit statt Überredung; Wahrheit statt Lüge oder Schweigen; das Risiko des Todes, statt des Lebens und der Sicherheit; Kritik statt Schmeichelei und moralische Pflicht, statt Eigeninteresse und moralische Gleichgültigkeit." (aus: Wahrheit und Diskurs)

Genau das hat Jesus getan.

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